Viele träumen von günstiger Cannabisproduktion im Ausland – und scheitern an schlechter Qualität, niedrigen Erträgen und ineffizienten Prozessen. Doch was, wenn man Schweizer Präzision mit portugiesischem Standortvorteil kombiniert? Dieser Artikel zeigt, wie ein unschlagbares Kosten-Ertrags-Verhältnis entsteht – und warum der Süden erst dann wirklich rentabel wird, wenn man ihn neu denkt. Wer Cannabis nur billig macht, bleibt teuer.
Die globale Cannabisbranche befindet sich im Umbruch. In der Hoffnung auf geringere Produktionskosten verlagern viele Unternehmen ihre Anbauflächen in den globalen Süden – getrieben von vermeintlich attraktiven Lohnstrukturen und einfachen Klimabedingungen. Doch der Erfolg bleibt oft aus: Die Qualität schwankt, die Erträge stagnieren, und Skaleneffekte stellen sich selten ein. Was viele übersehen: Niedrige Löhne allein sind kein Garant für Effizienz – im Gegenteil. Entscheidend ist die Symbiose aus durchdachter Prozessarchitektur, technologischer Präzision und einem Standort, der wirtschaftlich wie regulatorisch überzeugt.
Genau an dieser Schnittstelle entsteht derzeit ein neues Produktionsmodell – eines, das die Kostenintelligenz südlicher Märkte mit der Effizienzkompetenz hochentwickelter Indoor-Systeme verbindet. Und Portugal, ein Land mit günstigen Rahmenbedingungen und stabilem Zugang zum europäischen Markt, rückt dabei ins Zentrum. Wer den Cannabisanbau neu denken will, muss mehr tun als den Standort zu wechseln. Er muss das System transformieren.
Effizienzanalyse und internationale Standortkosten: Der Trugschluss der billigen Produktion
Die Globalisierung der Cannabisproduktion ist in vollem Gange. Immer mehr Unternehmen verlegen ihre Anlagen in Länder mit niedrigen Lohnkosten – getrieben von der Hoffnung, dadurch ihre Marge zu verbessern. Der Blick auf die bloßen Zahlen scheint diese Strategie zu stützen: Während in der Schweiz Löhne von bis zu 47 Schweizer Franken pro Stunde gezahlt werden, liegen die Arbeitskosten in Marokko bei gerade einmal 5 Dollar – in Libanon gar nur bei 2,50. Dazwischen rangieren Länder wie Deutschland (40 €) oder Portugal, das mit rund 19 € einen attraktiven Mittelweg bietet.



Doch dieser Vergleich greift zu kurz – denn er blendet aus, was letztlich wirklich zählt: die Produktivität pro Fläche, pro Zyklus und vor allem pro Jahr. Die reine Verlagerung in den Süden bedeutet noch lange keine Verbesserung der Produktionsökonomie. Im Gegenteil: In vielen Ländern ist trotz günstiger Löhne die Ausbeute erschreckend niedrig. Outdoor-Farmen im Libanon oder in Marokko erzielen in der Regel nur eine einzige Ernte pro Jahr – und selbst diese ist abhängig von klimatischen Bedingungen, die zunehmend unvorhersehbar werden. Kommen dann noch unzureichende Infrastruktur, fehlende Automatisierung oder ungeschultes Personal hinzu, sinkt die Effizienz weiter – und mit ihr die Rentabilität.
Dem gegenüber stehen moderne Indoor-Anlagen in Hochlohnländern wie der Schweiz, die durch technologisch ausgereifte Prozesse bis zu 13 Ernten pro Jahr erzielen – mit gleichbleibender Qualität, unter GACP-Bedingungen für eine GMPkonforme Weiterverarbeitung und nahezu ohne Ernteverluste. Die höhere Lohnkostenbasis wird hier durch massive Produktivitätsgewinne mehr als kompensiert. Der Kostenfaktor „Arbeit“ schrumpft in Relation zur produzierten Menge – und zwar so stark, dass die Endkosten pro Gramm unter Umständen sogar unter denen eines Outdoor-Betriebs in einem Billiglohnland liegen können.
Noch gravierender wird der Unterschied, wenn man die Qualitätsdimension berücksichtigt. Viele medizinische Märkte – etwa in Deutschland, Israel oder Australien – verlangen höchste Standards in Reinheit, Rückverfolgbarkeit und Konformität. Diese Anforderungen lassen sich nur mit durchstandardisierten, kontrollierten Produktionsbedingungen zuverlässig erfüllen. Wer in diesen Märkten Fuß fassen will, kann es sich schlicht nicht leisten, Qualität dem Zufall zu überlassen.
Kurzum: Lohnkosten allein sind kein verlässlicher Indikator für wirtschaftlichen Erfolg. Wer nur auf den Stundenlohn schaut, tappt in eine gefährliche Effizienzfalle. Entscheidend ist die Output-Leistung pro Quadratmeter und Jahr – und diese ist untrennbar mit dem technologischen und organisatorischen Reifegrad eines Betriebs verbunden. Genau hier liegt das größte Potenzial – und der entscheidende Hebel für eine nachhaltige, skalierbare Cannabisproduktion.
Produktions-Know-how als entscheidender Hebel
Die Debatte um Produktionsstandorte kreist oft um Löhne, Energiepreise oder regulatorische Hürden. Was dabei aber häufig übersehen wird, ist ein Faktor, der über Erfolg oder Misserfolg einer Cannabisproduktion maßgeblich entscheidet: das Know-how. Denn moderne Cannabisproduktion ist längst kein Handwerk mehr – sie ist eine
präzise Wissenschaft. Und wie in jeder wissenschaftlich getriebenen Industrie gilt: Der Schlüssel zur Effizienz liegt nicht im Ort, sondern im Prozess.
Die Schweiz hat sich in den letzten Jahren zu einem der weltweit führenden Kompetenzzentren für Indoor-Cannabis entwickelt. Unter den strengen Vorgaben europäischer und pharmazeutischer Regularien wurden dort Systeme perfektioniert, die weit über das hinausgehen, was in vielen Teilen der Welt üblich ist. Während klassische Anbauformen – ob in Nordafrika, dem Nahen Osten oder auch Teilen Südeuropas – meist auf Outdoor-Kulturen setzen, deren Ertrag und Qualität stark vom Klima abhängig sind, bietet das Indoor-Modell die Möglichkeit, sämtliche Einflussfaktoren zu kontrollieren: Licht, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, CO₂-Gehalt, Nährstoffzufuhr – jeder Parameter wird digital überwacht und justiert.
Diese Kontrolle ist nicht nur ein Garant für gleichbleibend hohe Qualität, sondern auch der Hebel für außergewöhnliche Produktivität. In professionell geführten Anlagen sind heute zwölf bis dreizehn Ernten pro Jahr keine Ausnahme – eine Frequenz, die im traditionellen Anbau undenkbar wäre. Hinzu kommt die nahezu vollständige Ausschlussquote von Ernteausfällen, Schädlingsbefall oder Witterungseinflüssen. Wo Outdoor-Anbau oft mit Unsicherheiten kämpft, liefert ein gut geplantes Indoor-System planbare Mengen in reproduzierbarer Qualität – eine Grundvoraussetzung für medizinische Märkte, in denen Konstanz und Rückverfolgbarkeit zwingend erforderlich sind.

Doch Produktionskompetenz zeigt sich nicht nur im Umgang mit Pflanzen, sondern auch in der Struktur des Betriebs selbst. Automatisierte Prozesse – etwa bei derBewässerung, Ernte oder Trocknung – ermöglichen nicht nur Einsparungen bei Personal, sondern sorgen auch für gleichbleibende Abläufe ohne menschliche Fehler. Standard Operating Procedures (SOPs), wie sie aus der pharmazeutischen Industrie bekannt sind, machen die Prozesse transparent, auditierbar und skalierbar. In der Schweiz hat man gelernt, diese Prinzipien mit der Realität der Cannabispflanze zu verbinden – und daraus eine eigene Methodik zu entwickeln, die Effizienz und Qualität vereint.
Es ist diese Erfahrung, dieses präzise Produktionswissen, das den Unterschied macht. Denn Technologie lässt sich kaufen, Gebäude lassen sich bauen – aber funktionierende Prozesse, eingeübte Standards und ein tiefes Verständnis für die Wechselwirkungen zwischen Biologie und Technik entstehen nur über Jahre hinweg. Genau hier liegt der entscheidende Wettbewerbsvorteil: in der Fähigkeit, nicht nur zu bauen, sondern produktiv zu betreiben. Und genau dieses Know-how ist es, das in einem neuen Umfeld wie Portugal zur vollen Entfaltung kommen kann.
Die Vision: Hochproduktive Cannabisproduktion in Portugal
Portugal gilt längst nicht mehr nur als Geheimtipp für Sonnenanbeter oder digitale Nomaden – sondern entwickelt sich zunehmend zu einem strategisch attraktiven Standort für innovative Industrien. Auch für die Cannabisproduktion eröffnet sich hier ein enormes Potenzial, das weit über günstige Löhne hinausgeht. Denn was auf den ersten Blick wie ein klassischer Kostenarbitrage-Ansatz wirkt, offenbart bei genauerem Hinsehen das Fundament für ein neues Produktionsmodell: eines, das Effizienz, Qualität und Skalierbarkeit vereint.
Der portugiesische Arbeitsmarkt bietet mit durchschnittlichen Lohnkosten von etwa 19 € pro Stunde einen spürbaren Vorteil gegenüber klassischen Hochlohnländern wie Deutschland oder der Schweiz. Doch der wahre Wert liegt nicht nur in der Reduktion von Personalkosten, sondern im Spielraum, den diese Einsparungen für strategische Investitionen eröffnen – etwa in Technologie, Automatisierung und Qualitätskontrolle. Hinzu kommt die vorteilhafte Energielandschaft Portugals: Dank hoher Sonneneinstrahlung und wachsendem Anteil erneuerbarer Energien lassen sich Indoor-Produktionsanlagen deutlich nachhaltiger und kosteneffizienter betreiben als anderswo in Europa.
Gleichzeitig herrscht in Portugal ein zunehmend cannabisfreundliches regulatorisches Klima. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für medizinisches Cannabis sind klar definiert, der Export innerhalb der EU ist möglich, und das politische Umfeld zeigt sich offen für Innovation. Das alles macht den Standort nicht nur wirtschaftlich attraktiv, sondern auch langfristig stabil – eine Seltenheit in einem global gesehen oft unbeständigen Marktumfeld.
Doch all diese Standortvorteile entfalten ihr wahres Potenzial erst dann, wenn sie mit präzisem Know-how kombiniert werden. Genau hier kommt das Schweizer Produktionsverständnis ins Spiel. Die Erfahrung aus bald zwei Jahrzehnten Indoor-Kultivierung unter hochregulierten Bedingungen bringt ein Wissen mit sich, das in vielen Ländern noch fehlt: kontrollierte Prozesse, standardisierte Abläufe, intelligente Nährstoffsteuerung, lückenlose Rückverfolgbarkeit, energieoptimierte Infrastruktur. Wird dieses Wissen konsequent nach Portugal übertragen, entsteht eine Anlage, die nicht nur günstiger produziert – sondern besser.
Das Ziel ist nicht, die Schweizer Produktion einfach zu kopieren, sondern ein hybrides Modell zu schaffen: ein neuer Typus von Produktionsstätte, der das Beste beider Welten vereint. Die Vision ist eine portugiesische Anlage, die mit deutlich geringeren Personalkosten arbeitet, dabei aber Erträge und Qualitätsstandards liefert, die bislang nur aus führenden Hightech-Märkten bekannt sind. So entsteht ein Produktionssystem, das nicht nur wirtschaftlich konkurrenzfähig ist, sondern auch regulatorisch zukunftssicher – ein Modell, das für Investoren ebenso interessant ist wie für Abnehmer im pharmazeutischen Bereich.
Portugal wird in diesem Szenario nicht bloß zum verlängerten Arm bestehender Strukturen, sondern zum Motor einer Transformation. Wer nicht nur Standorte, sondern auch Prozesse überdenkt, kann die Branche von Grund auf verändern. Und genau das ist die Chance: Cannabisproduktion neu zu denken – intelligenter, effizienter, global skalierbar.
Quellenangaben:
https://data.worldbank.org/indicator/SM.POP.NETM?end=2024&locations=PT&start=2000&view=chart
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/262208/umfrage/bevoelkerungsentwicklung-in-portugal/